Ärztinnen gehören stärker als bisher in Führungspositionen

Ärztliche Tätigkeit muss mit dem Privatleben vereinbar werden

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Dr. med. Jonathan Sorge

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Dr. med. Jonathan Sorge

Von Dr. med. Lydia Berendes und Dr. med. Jonathan Sorge

Der ärztliche Beruf steht ebenso wie unsere Gesellschaft im stetigen Wandel. Doch dieser Wandel scheint im Bereich der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben – gerade im Rundum-die-Uhr-Betrieb der medizinischen Versorgung – deutlich langsamer fortzuschreiten. 

Die Dichte der ärztlichen Arbeit hat unter dem Leitsatz der Ökonomisierung deutlich zugenommen, sodass Erholung für den Erhalt der Arbeitskraft und der eigenen Gesundheit immer mehr an Bedeutung zunimmt. Diese Einsicht nimmt sich die jüngere Generation deutlicher als ihre Vorgänger zu Herzen. 

Die zusätzliche Care-Arbeit, die durch die Pflege von Kindern oder anderen Familienangehörigen entsteht, bedarf in diesem Umfeld besserer Strukturen, als diese derzeit vorhanden oder akzeptiert sind. In dieses Spannungsfeld auch noch ein Ehrenamt einzubringen, wird leider häufig unmöglich. 

Äußere Strukturen leisten nicht die notwendige Unterstützung im Alltag

Gerade um diesen Tatsachen gerecht zu werden, setzt sich in vielen Anstellungsverhältnissen von Ärztinnen und Ärzten die Teilzeittätigkeit durch, da ansonsten die äußeren Strukturen die notwendige Unterstützung im Alltag nicht leisten. Kinderbetreuung wie Schulen oder Kitas, die auf „normale Büroarbeitszeiten“ ausgerichtet sind, unflexible Arbeitgeber und Arbeitszeiten, aber auch starre Regularien verhindern, dass sich individuelle Lösungen durchsetzen können. 

Der Marburger Bund unterstützt dieses Anliegen von Ärztinnen und Ärzten. Wir setzen uns dafür ein, dass man nicht zwischen „Kind oder Karriere“ wählen muss. Weiterbildungszeiten müssen flexibler angerechnet werden können und die Teilzeitweiterbildung muss gestärkt werden. Weiterbildungsstellen und -inhalte müssen da - rauf ausgerichtet sein, dass auch während der Schwangerschaft oder Stillzeit dort gearbeitet werden kann. Ebenso dürfen verpflichtende Fehlzeiten wie der Mutterschutz nicht zur Benachteiligung führen. 

Karrieren von Ärztinnen müssen besser gefördert werden

Die aktuelle Benachteiligung zeigt sich auch (noch) in den Führungsebenen, wo der weibliche Anteil immer noch weit hinter dem eigentlichen Anteil an Ärztinnen hinterherhinkt. Hier müssen Ressentiments abgebaut werden und funktionierende Lösungen herausgestellt werden, denn nur so kann die Zufriedenheit mit dem eigenen Beruf langfristig erhalten werden. Karrieren von Ärztinnen müssen – unabhängig von ihrem familiären Stand – besser gefördert werden, weil Frauen stärker als bisher in Führungspositionen gehören. 

Aber auch im Ehrenamt brauchen wir das Engagement von bisher noch unterrepräsentierten Gruppen, um diese speziellen Spannungsfelder immer wieder in unsere Entscheidungsfindungen einfließen zu lassen. Daher appellieren wir insbesondere an die junge Ärztegeneration, sich aktiver in die Berufspolitik einzubringen. Es geht um Ihre Zukunft. Wählen Sie deshalb die Listen des Marburger Bundes. 

Zu den Autoren:

Dr. med. Lydia Berendes

Leitende Oberärztin in der Anästhesie des Helios Cäcilien-Hospitals in Hüls. Mitglied im Vorstand der Ärztekammer, in der Kammerversammlung und im Ausschuss Mutterschutz. 

Dr. med. Jonathan Sorge

Arzt in Weiterbildung zum Krankenhaushygieniker an der Uniklinik RWTH Aachen. Mitglied der Kammerversammlung, in den Ausschüssen Ausbildung zum Arzt/Hochschulen und medizinische Fakultäten.