Heilkunst braucht Sprachkunst

Sprache ist der Schlüssel für eine sichere Patientenversorgung

David Manamayil

David Manamayil

Dersim Dagdeviren

Dersim Dagdeviren

Von David Manamayil und Dersim Dagdeviren

Seit Jahren sind in den rund 340 nordrhein-westfälischen Krankenhäusern über 2.500 Arztstellen unbesetzt. Selbst mit teuren Stellenanzeigen, mit kostspieligen Headhuntern und dem Einsatz von bevorzugt bezahlten Honorarärzten ist das Problem nicht zu lösen. Angesichts der Altersstruktur der Ärzteschaft ist mit einem nochmals deutlich wachsenden Bedarf an Ärztinnen und Ärzten in den kommenden Jahren zu rechnen. Um den Ärztemangel erfolgreich zu beheben, benötigen wir längst eine bedarfsgerechte Zahl an Studienplätzen.

Realität ist seit Jahrzehnten, dass hierzulande nur mit Ärztinnen und Ärzten, die im Ausland ausgebildet wurden, in Krankenhäusern, MVZ oder Praxen die medizinische Versorgung unserer Bevölkerung sichergestellt werden kann. Ihre Zahl ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die ÄKWL wird immer internationaler, mittlerweile stammen die Mitglieder aus 115 Nationen. Ende 2023 arbeiteten allein in Westfalen-Lippe 8.195 Ärztinnen und Ärzte (2018: 7.150) aus dem Ausland, 6.318 (5.477) davon im stationären Bereich. Das ist ein Anteil von fast 29 Prozent (16 Prozent) aller Klinikärzte in Westfalen-Lippe. Zur Aufrechterhaltung unserer hochwertigen medizinischen Versorgung sind ausländische Ärztinnen und Ärzte daher unverzichtbar geworden.

Wie sieht die Realität in unseren Kliniken aus? Immer wieder werden in unserem Alltag erhebliche sprachliche Verständigungsprobleme unter Kollegen oder im Arzt-Patienten-Verhältnis beklagt. Wir engagieren uns, dies zu ändern: Vor zehn Jahren erhielten die beiden Ärztekammern in NRW die Zuständigkeit für die Durchführung von Sprachtests für ausländische Ärztinnen und Ärzte, die eine Approbation oder Berufserlaubnis beantragen. Die Zuständigkeit für diese Aufgaben stärkt unsere ärztliche Selbstverwaltung.

Heilkunst braucht Sprachkunst. Wir wissen, als Ärztin oder Arzt muss man sich sprachlich flexibel und dynamisch in beruflichen Alltagssituationen bewegen können. Die Sprachinhalte müssen so verstanden und – mündlich wie schriftlich – weitergegeben werden, dass Missverständnisse vermieden werden. Wir Ärzte benötigen auch eine berufsspezifische Sprachkompetenz, denn Missverständnisse könnten fatale Folgen haben.

Unsere Ärztekammer Westfalen-Lippe hat Pionierarbeit auf dem Feld der berufsspezifischen Sprachprüfung geleistet. Wir haben im Vorjahr 849 (2019: 1.078) Fachsprachenprüfungen durchgeführt, seit 2014 insgesamt 8.075. Bundesweit hat keine andere Ärztekammer mehr Fachsprachenprüfungen durchgeführt. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Prüfung nicht als medizinische Kenntnisprüfung verstanden wird. In einem 60-minütigen Sprachtest muss der Arzt ein simuliertes Patientengespräch führen, die erhobenen Befunde dokumentieren und sich abschließend den Fragen von drei Prüfern stellen, zwei davon sind approbierte Ärzte.

Gut die Hälfte besteht die Prüfung im ersten Anlauf. Hier fehlt noch Transparenz. Wir wollen dafür sorgen, dass die durchgefallenen Prüflinge auch ein Feedback über die Gründe ihres Scheiterns erhalten. Unser Angebot: Intensivkurse – damit wir uns besser verstehen Sprache ist die tragfähige Grundlage für eine gelungene Integration. Als Marburger Bund fühlen wir uns verpflichtet, den ausländischen Kolleginnen und Kollegen bei der Integration zu helfen. In unseren Seminaren für ausländische Ärztinnen und Ärzte vermitteln wir praxisnah alles Wissenswerte über unser Gesundheitssystem.

Wir geben ausländischen Ärzten nicht nur hilfreiche Tipps und Informationen zur Anerkennung und zum Berufsstart, sondern auch gemeinsam mit dem mibeg-Institut Medizin bieten wir spezielle Intensivkurse „Fachsprache Medizin“ an, die gezielt auf die Prüfung vorbereiten.

Das kostenfreie vierwöchige Seminar umfasst 180 Stunden à 45 Minuten (20 Unterrichtstage à 9 Stunden). Die Dozenten verfügen über eine langjährige Lehrerfahrung und sind in der Regel Ärztinnen und Ärzte. Inhalte sind u. a. die notwendigen Grundlagen zur Erstellung eines Arztbriefes und der medizinischen Dokumentation und die rechtlichen Grundlagen unseres ärztlichen Handelns. Trainingsmodule zur klinischen Gesprächsführung, zur Nutzung medizinischer Datenbanken und zur Prüfungsvorbereitung sind weitere wichtige Bestandteile des Seminars.

Unser Ziel: Wir wollen eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung in Krankenhäusern sicherstellen. Uns ist es wichtig, dass die aus dem Ausland kommenden ärztlichen Kolleginnen und Kollegen fachlich wie sprachlich gut vorbereitet in den Beruf starten.

Helfen Sie uns mit Ihrem Votum für die Listen „Marburger Bund – Krankenhaus und mehr“, bei dieser Arbeit weiterhin erfolgreich zu sein.