Mit CIRS eine neue Fehlerkultur in der Medizin etabliert

Erfolgreiche Plattform zum interprofessionellen Austausch

Dr. med. Joachim Dehnst

Dr. med. Joachim Dehnst

Dr. med. Theo Sievert

Dr. med. Theo Sievert

Daniel Fischer

Daniel Fischer

Dr. med. Barbara Steffens

Dr. med. Barbara Steffens

Von Dr. med. Joachim Dehnst, Dr. med. Theo Sievert, Daniel Fischer und Dr. med. Barbara Steffens

Es ist der Ärztekammer Westfalen-Lippe ein wichtiges Anliegen, die Qualität der ärztlichen Berufsausübung und Versorgung zu sichern. Patientensicherheit und Fehlerkultur sind für uns ein wichtiger Bestandteil professionellen Handelns. Beide Themen nehmen in der Ärzteschaft einen hohen Stellenwert ein. Denn der offene und ehrliche Umgang mit Fehlern hilft, die Patientensicherheit zu erhöhen. Dies bietet große Präventionschancen, Fehler künftig zu vermeiden und die Patientensicherheit auf sehr hohem Niveau zu gewährleisten.

Fehler in der Berufsausübung lassen sich in keinem Lebensbereich mit absoluter Sicherheit vermeiden. Eine transparente Fehlerkultur und die Frage der Patientensicherheit sind wichtige Bestandteile des professionellen ärztlichen Handelns. Keine Frage: Jeder Fehler ist ein Fehler zu viel, denn für den Betroffenen hat der eine Fehler mitunter schwerwiegende gesundheitliche Folgen.

Wie geht man mit Fehlern um? Unsägliche Kampagnen mit maßlos überschätzten Zahlen angeblich tödlicher Behandlungsfehler in Kliniken sind wenig hilfreich. Sie belegen vielmehr die Mentalität mancher Krankenkassenfunktionäre. Es gibt bessere Wege: Auf unser Betreiben hin haben die Ärztekammern in NRW das sektorübergreifende Critical Incident Reporting System (CIRS) entwickelt.

Damit haben wir eine Plattform zum interprofessionellen Erfahrungsaustausch geschaffen und eine neue Fehlerkultur in der Medizin etabliert. Unser CIRS-System erfüllt grundlegende Kriterien: Freiwilligkeit, Vertraulichkeit und Sanktionsfreiheit und das mit niederschwelligem Zugang.

Wir können stolz sein, dass wir uns mit dem CIRS-System von der personenbezogenen Sichtweise auf Fehler entfernen. Es geht nicht um die Frage „Wer war schuld?“, sondern vielmehr „Was war schuld?“. Einrichtungsintern und -übergreifend können Verbesserungen angestoßen werden. Eine Pranger-Situation darf nicht entstehen. Wir wollen aus Fehlern lernen!

Ärzte streben seit jeher danach, Patientenversorgung auf hohem Niveau anzubieten. Der Weg führt über einen gewissenhaften Umgang mit kritischen Ereignissen und Fehlern. Eine konstruktive Beteiligung an der Sicherheitskultur erfordert die Freiheit, offen über Fehler und Beinahe-Ereignisse sprechen zu können.

Die gewonnenen Erkenntnisse sollen für Verbesserungen und Fortbildungen genutzt werden. Auch das Thema Versorgungsqualität dürfen wir nicht den Ökonomen, Gesundheitswissenschaftlern, Versicherern oder Bürokraten überlassen: Ohne unseren ärztlichen Sachverstand geht es einfach nicht! Gerade die Versuche von Krankenkassen, mit skandalisierten Negativ-Botschaften das Vertrauen unserer Patienten in die ärztliche Versorgung zu erschüttern, verdeutlichen die Notwendigkeit unseres ärztlichen Sachverstandes in der Qualitätsdebatte.

Die westfälisch-lippische Ärzteschaft hat deshalb 1977 eigens eine Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler eingerichtet. Den über 700 bei der Gutachterkommission in Westfalen-Lippe gelisteten ärztlichen Sachverständigen kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Die Gutachterkommission verfügt aktuell über 85 ehrenamtlich tätige Ärztliche Mitglieder, die vom Vorstand der Ärztekammer Westfalen-Lippe für jeweils fünf Jahre berufen wurden.

Ihre Aufgabe ist die objektive sachverständige Begutachtung ärztlichen Handelns. In 2022 wurden bei insgesamt 1.095 Begutachtungsfällen in 200 gutachtlich geprüften Fällen Behandlungsfehler oder ein Aufklärungsmangel festgestellt. In neun von zehn Fällen werden die kostenfreien Entscheidungen der Schlichtungsstelle von beiden Parteien akzeptiert und unnötige gerichtliche Verfahren vermieden.

Unsere Ärztekammer Westfalen-Lippe trägt aktiv zur Patientensicherheit bei. Fehlerhäufigkeiten zu erkennen und Fehlerursachen auszuwerten, bringt wichtige Erkenntnisse für Fortbildung und Qualitätssicherung. Es ist unverzichtbar, dass wir als Marburger Bund bei dem Umgang mit Fehlern und der Sicherung der Qualität gestaltend vertreten sind. Nur mit Ihrer Stimme für die Listen „Marburger Bund – Krankenhaus und mehr“ können wir künftig offen mit Fehlern umgehen und die Patientensicherheit erhöhen.