Spitzenmedizin gibt es nicht zum Spartarif

Wissenschaft und Lehre dürfen nicht abgekoppelt werden

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Prof. Dr. med. Dipl.-Biol. MICHAEL KOLDEHOFF

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Prof. Dr. med. Dipl.-Biol. MICHAEL KOLDEHOFF

Kein Bundesland hat so viele Unikliniken wie wir. Unikliniken haben eine besondere Rolle: Sie sind für die Sicherung der guten medizinischen Versorgung unverzichtbar. In Nordrhein arbeitet jede/r fünfte angestellte oder beamtete Ärztin oder Arzt in der Hochleistungsmedizin. Sie behandeln schwierige und komplizierte Fälle, die oft nur noch dort versorgt werden können.

Die Unikliniken sind Leuchttürme der medizinischen Entwicklung. Sie sind zudem für die Ausbildung des medizinischen Nachwuchses zuständig. Sie gewährleisten zugleich, dass die breite Bevölkerung zukünftig am medizinischen Fortschritt teilhaben kann.

Die Politik verkennt die Bedeutung der Unikliniken

Gleichwohl wird diese außergewöhnliche Bedeutung der Unikliniken in der Krankenhauslandschaft von Politik und Arbeitgebern verkannt. Für ihre zusätzlichen Aufgaben fehlen den Unikliniken ausreichende Finanzen. Sie sind chronisch unterfinanziert. Unikliniken schreiben in aller Regel Defizite. Oft haben wir die Politik ermahnt, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. In NRW hat die Landesregierung immerhin 2,2 Milliarden Euro in die sechs Unikliniken investiert. Das reicht aber nicht, denn anerkannte Spitzenmedizin hat ihren Preis.

Die oftmals schlechte wirtschaftliche Situation der Hochschulmedizin hat drei Hauptursachen: Die Kosten für Personal, Medikamente und Energie steigen deutlich stärker als die von den Kassen gezahlten Entgelte. Die Investitionen der Länder liegen unter dem benötigten Bedarf. Die Sonderrolle der Unikliniken für das Gesundheitswesen wird in der Klinikfinanzierung nicht ausreichend berücksichtigt. Obendrein finden Forschung und Lehre zumeist in der Freizeit statt. Selten wird diese ärztliche Arbeit vergütet.

Einzigartige Solidarität und beispielhaftes Engagement

Zur Erinnerung: An den Unikliniken keimte 2005 der Protest gegen drohende massive Gehaltsverluste durch den TVöD, den andere über unsere Köpfe hinweg aushandeln wollten. Wir erkämpften trotz massiven Widerstands den ersten Tarifvertrag für Ärztinnen und Ärzte in Deutschland. Dabei erlebten wir einzigartige Solidarität und beispielhaftes Engagement. Aktuell müssen wir wieder Druck auf die Arbeitgeber ausüben, da sie in den laufenden Tarifverhandlungen bis dato kein akzeptables Angebot vorgelegt haben.

Die ärztlichen Arbeitsbedingungen an den Unikliniken haben sich verschlechtert, die Arbeit verdichtet sich immer weiter, berichten uns Landespersonalräte. Die Ressource „Arzt“ soll ökonomisch optimiert werden. Zudem wirkt sich der Fachkräftemangel immer belastender aus. Vereinbarkeit von Familie und Beruf darf aber auch in der Spitzenmedizin kein Fremdwort bleiben, vor Ort müssen Arbeitszeitmodelle attraktiver werden.

Ärztinnen und Ärzte brauchen attraktive Arbeitsbedingungen und faire Gehälter

Wir wissen nur zu gut, bei der Suche nach Ärztinnen und Ärzten auf dem Arbeitsmarkt kann nur diejenige Klinik gewinnen, die attraktive Arbeitsbedingungen, faire Gehälter sowie bezahlte Überstunden anbietet. Dafür kämpfen wir in den Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Nicht nur hier benötigen wir Solidarität, sondern auch in der Berufspolitik.

Nur die Delegierten des Marburger Bundes in den Gremien der Ärztekammer vertreten die besonderen Interessen der über 5.000 Ärztinnen und Ärzte, die an den Universitätskliniken Aachen, Bonn, Essen, Düsseldorf und Köln arbeiten. Unterstützen Sie daher bitte in dieser Kammerwahl unsere Arbeit durch Ihre Stimme für die Listen des Marburger Bundes. Gemeinsam können wir mehr bewegen. 

Prof. Dr. med. Dipl.-Biol. Michael Koldehoff

Mitglied der Kammerversammlung, Vorsitzender des Ausschusses Ausbildung zum Arzt/Hochschulen und medizinische Fakultäten, Vorstandsmitglied der Kreisstelle Essen.

Dr. med. 
Thorsten Hornung

Mitglied im Kammervorstand und der Kammerversammlung, Mitglied im Ausschusses Ausbildung zum Arzt/Hochschulen und medizinische Fakultäten, MB-Delegierter des Deutschen Ärztetages.

Dr. med. 
Jonathan Sorge

Arzt in Weiterbildung zum Krankenhaushygieniker an der Uniklinik RWTH Aachen. Mitglied der Kammerversammlung, in den Ausschüssen Ausbildung zum Arzt/Hochschulen und medizinische Fakultäten, MB-Delegierter des Deutschen Ärztetages.