Spitzenmedizin gibt es nicht zum Spartarif
Kein Bundesland hat so viele Unikliniken wie NRW. Unikliniken haben eine besondere Rolle: Sie sind für die Sicherung der umfassenden medizinischen Versorgung unverzichtbar. Wir fordern attraktive Arbeitsbedingungen, faire Gehälter und bezahlte Überstunden.
Dr. med. Jan Sackarnd
Dr. med. Nathalie Becker
Prof. Dr. med. Nils Ewald
Julius Weber
Von Dr. med. Jan Sackarnd, Dr. med. Nathalie Becker, Prof. Dr. med. Nils Ewald und Julius Weber
In Westfalen-Lippe befinden sich in unterschiedlicher Trägerschaft die Universitätsklinik Münster, das Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, die Medizinische Fakultät an der Universität Witten/Herdecke und die 2021 gegründete Medizinische Fakultät OWL an der Universität Bielefeld.
In der Universitätsmedizin in Westfalen-Lippe arbeiten über 2.000 Ärztinnen und Ärzte. Sie versorgen Patientinnen und Patienten, die aufgrund der Komplexität der Fälle oft nur dort versorgt werden können. Komplexe Fälle nehmen jedoch oft mehr Zeit ein und binden mehr Kapazitäten als im DRG-System vorgesehen.
Zusätzlich haben die Unikliniken eine herausragende Rolle in der medizinischen Forschung und Entwicklung. Sie sorgen dafür, dass die breite Bevölkerung am medizinischen Fortschritt teilhaben kann und die Ausbildung der jungen Ärztinnen und Ärzte gewährleistet ist. Trotzdem erfolgt ein großer Anteil der Forschung und Lehre außerhalb der normalen Arbeitszeit in der Freizeit engagierter Kollegen. Dieser Zustand ist inakzeptabel und verbaut erhebliches Potenzial.
Die Politik verkennt die große Bedeutung der Unikliniken
Leider wird die außergewöhnliche Bedeutung der Unikliniken und Fakultäten in der Krankenhauslandschaft von Politik und Arbeitgebern oft verkannt.
Für ihre vielfältigen Aufgaben fehlt den Unikliniken eine ausreichende Finanzierung. Oft haben wir die Politik ermahnt, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. In NRW hat die Landesregierung immerhin 2,2 Milliarden Euro in sechs Unikliniken investiert. Das reicht aber nicht, um die erwarteten Leistungen auskömmlich zu finanzieren– Spitzenmedizin hat nun mal ihren Preis.
Die oftmals schlechte wirtschaftliche Situation der Hochschulmedizin hat drei Hauptursachen: Die Kosten für Personal, Medikamente und Energie steigen deutlich stärker als die von den Kassen gezahlten Entgelte. Die Investitionen der Länder liegen deutlich unter dem benötigten Bedarf. Die Sonderrolle der Unikliniken für das Gesundheitswesen wird in der Klinikfinanzierung nicht ausreichend berücksichtigt.
Ärztinnen und Ärzte brauchen attraktive Arbeitsbedingungen und faire Gehälter
In jüngster Zeit haben sich die ärztlichen Arbeitsbedingungen an den Unikliniken verschlechtert. Die Arbeit verdichtet sich immer weiter, Überstunden sind die Regel und die Ressource „Arzt“ soll ökonomisch optimiert werden. Zudem wirkt sich der Fachkräftemangel immer belastender aus. Wir fordern, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie auch in der Universitätsmedizin kein Fremdwort bleiben darf und die Arbeitszeitmodelle attraktiver werden müssen.
Nicht umsonst steht bereits im Genfer Ärzte Gelöbnis „Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können“. Für unsere Patienten einzustehen, heißt nämlich nicht zuletzt auch für die eigenen Rechte einzustehen. Dafür kämpfen wir in den Tarifverhandlungen mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Wir wissen nur zu gut, dass bei der Suche nach Ärztinnen und Ärzten nur diejenige Klinik erfolgreich sein wird, die u. a. attraktive Arbeitsbedingungen, faire Gehälter sowie bezahlte Überstunden anbietet.
Nur die Delegierten des Marburger Bundes werden in den Gremien der Ärztekammer Westfalen-Lippe die besonderen Interessen der Ärztinnen und Ärzte vertreten, die an Universitätskliniken arbeiten. Unterstützen Sie daher bitte in dieser Kammerwahl unsere Arbeit durch Ihre Stimme für die Listen des „Marburger Bundes – Krankenhaus und mehr“. Gemeinsam können wir mehr bewegen.